Holzbau und Fassaden

Schnitzschule Oberammergau

Vor mehr als 100 Jahren öffnete die Schnitzschule in Oberammergau ihre Pforten: Ein stattliches Jugendstilgebäude, in dem der Nachwuchs bis heute das traditionelle Kunsthandwerk der Region erlernt, verfeinert und weiterentwickelt. An der staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauerei entstehen beeindruckende Beispiele moderner Holzbearbeitungskunst. Kreative Arbeiten, die auch gezeigt werden wollen – in einem passenden Rahmen. Dieser Wunsch stellte die Architekten Edgar Burian, Thomas Pfeiffer und Arwed Sandner vom Büro APB Architekten in München vor die Herausforderung, einen zeitgemäßen Neubau in Einklang mit dem historischen Umfeld zu schaffen. Inmitten von klassischen, massiven bayerischen Holzbauten und neben dem prägenden denkmalgeschützten Hauptgebäude errichteten sie einen völlig konträren Bau: leicht, ruhig, schlicht und elegant. Der Ausstellungspavillon ist die perfekte Ergänzung des traditionsreichen Ensembles.

Zurückhaltend zukunftsträchtig

Klar war für die Architekten von Anfang an, dass der Pavillon in der Materialwahl Bezug auf das bestimmende Thema der Schnitzkunst nehmen sollte: Holz! Der polygonale Baukörper entstand deshalb zur Gänze aus dem nachwachsenden Material. Pfosten in unterschiedlichen Abständen strukturieren die Lärchenholzfassade. Die Beschichtung mit Pullex Silverwood von ADLER verleiht ihr ein zurückhaltendes, graues Kleid. Die „silbrig lasierten Oberflächen schaffen eine zurückgenommene Selbstverständlichkeit im Ausdruck, die ein hohes Maß an Verständnis für Angemessenheit dokumentiert“, lobte die Jury des bayerischen Holzbaupreises, den der Zubau 2014 gewann. Vier nebeneinander angeordnete Flügeltüren – sie stammen ebenso wie die Fenster aus der Werkstatt des mittelfränkischen Traditionsbetriebs Arlt – öffnen sich zum Vorplatz und geben den Blick auf die grandiose Landschaft von Oberammergau frei – oder von außen auf die im Innenraum gezeigten Kunstwerke. Die Arbeiten lassen sich in dem bewusst neutral gestalteten Raum auf verschiedenen Ebenen in Szene setzen. Im Sockel verbirgt sich ein Werkraum und ein Übergang zur Schnitzschule.

Bauen im Bestand

Der Neubau sieht sich nicht als Konkurrenz zum – übrigens ebenfalls von ABP Architekten behutsam energetisch sanierten – historischen Haus. Er symbolisiert vielmehr die Entwicklung des Kunsthandwerks von der mittelalterlichen Tradition bis ins 21. Jahrhundert. Der Pavillon bringt das Bestandsgebäude mit seinen kunstvoll geschnitzten und bunt verzierten Erkern, seinen denkmalgeschützten grünen Türen und den historischen Kastenfenstern erst so richtig zur Geltung. Und er zeigt, warum APB Architekten zurecht als Experten für den so schwierigen Bereich „Bauen im Bestand“ gelten.

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