© Nicolas Wefers
Holzbau und Fassaden

Lichteinfall

Ausstellungen, Lesungen, Aufführungen – oder der kollaborative Prozess des künstlerischen Schaffens an sich: Im neuen Kunstraum der Kunsthochschule Kassel werden die Erlebnisse und Ergebnisse der gestalterischen Praxis von Innauer Matt Architekten ins richtige Licht gerückt – durch einen besonderen Kunstgriff!

© Nicolas Wefers
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Wie ein schwarzer Monolith thront es im Innenhof der Kunsthochschule – an einem Ort, den der Architekt des denkmalgeschützten Baus aus dem Jahr 1962, Paul Friedrich Posenenske, schon damals für eine mögliche Erweiterung vorgesehen hatte: Jetzt ist das (T)Raum-Schiff endlich gelandet – denn mit seiner futuristischen, rundum geschlossenen Fassade, aus der sich winzige Noppen erheben, wirkt das Objekt tatsächlich ein wenig wie aus einer anderen Welt. Dabei nahmen Innauer Matt Architekten die gestalterischen Motive des Hauptgebäudes durchaus auf – nur setzen sie sie in einen anderen Kontext. Kunst eben! Die documenta-Stadt Kassel darf sich dadurch über einen weiteren Stern an ihrem vielfältigen Firmament von hochwertigen Kulturbauten freuen.

Außen dunkel

Die Ausführung als reiner Holzbau in einer von allen Seiten zugänglichen Quaderform verleiht der neuen Kunsthalle einen eigenständigen Charakter und lässt sie die gewünschte Sonderstellung im Ensemble einnehmen. Gleichwohl bezieht sich der Pavillon auf ein stilprägendes Element des Posenenske-Baus – nämlich auf die außenliegende Stahlstruktur, deren Farbe die Gebäudehülle spiegelt: Das sägeraue Lärchenholz wurde von der Firma HOWAG für den ausführenden Holzbauer i+R mit Lignovit Platin von ADLER im Farbton Thurmalinschwarz beschichtet. Daraus hervor stechen kleine Erhebungen, deren Zweck, abgesehen von der plastischen Wirkung, sich erst beim Betreten des Ausstellungsraums erhellt.

Innen hell

Die kuppelförmigen Aufsätze sind nämlich kleine Linsen, die trotz ihrer geringen Dimension erstaunlich viel Tageslicht in den Kunst-Saal lassen: Die 864 extra für diese Projekt entwickelten Glaselemente sorgen für eine atmosphärische Stimmung, die durch helle Holzflächen unterstrichen wird: Sie prägen mit ihrer natürlichen Optik den Raum und wirken fast unbehandelt – sind es aber nicht geblieben. Denn ihre rohe Schönheit bewahrt eine farblose Schicht der Lichtschutzlasur Lignovit Interior UV 100 von ADLER. Entlang eines Schienensystems sind Raumtrennelemente verschiebbar – auf dass die Halle den verschiedensten Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer gerecht wird. Sie kann alles sein: Bühne für Performances, Werkstatt für Kunstexperimente, Sockel für Skulpturen, Leinwand für jedwede Kreation. Durch Flügeltüren an allen vier Seitenlässt sich der Saal nach außen öffnen und um die umlaufenden Freiflächen als kommunikative Zwischenzone erweitern. Ins Gespräch kommen, zum Gesprächsthema werden, den Dialog suchen – diese Grundaufgabe der Kunst erfüllt das Licht-Labor seit seiner Eröffnung 2022 mit vielen Darbietungen jedenfalls mehr als vorbildlich. Und zu den zahlreichen Bau-Auszeichnungen, die das Gebäude der Vorarlberger Architekten bereits eingeheimst hat, kommt bald vielleicht noch eine weitere, besonders renommierte hinzu: Aus 104 Einreichungen hat es die Kunsthalle unter die fünf Finalisten für den DAM Preis für Architekturin Deutschland geschafft.

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