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Möbel

Geschichte mit Zukunft

Stellen Sie sich vor: Geschichte und Zukunft wohnen in einer WG und richten sie zusammen ganz nach ihren Herzenswünschen ein. Jetzt wissen Sie, wie die neue Mediathek im Haus der Geschichte in Bonn (Deutschland) aussieht.

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Wer einmal hier ein Buch gelesen, einen Katalog durchgeblättert oder eines der tausend Zeitzeugeninterviews angehört hat, verabschiedet sich innerlich vom eigenen Wohnzimmer und will am liebsten gleich hier einziehen. Einen cooleren, gemütlicheren, stylischeren Ort gibt es in der ganzen Stadt nicht. Gebaut hat die Möbel der Zukunft für das Haus der Geschichte die Tischlerei Pohlmann nach Entwürfen der Innenarchitekten Aat Vos von aatvos (Design, Strategie, Kreativdirektion) und Andreas Franke von FRANKE Architektur | Innenarchitektur (Design & Technische Umsetzung).

„Dritte Dimension“

Das Haus der Geschichte in Bonn präsentiert seit 25 Jahren die deutsche Geschichte vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart. Ausstellungen, Veranstaltungen, Online-Projekte und Publikationen sind Teil der Arbeit des renommierten Museums. Die Dauerausstellung umfasst mehr als 7.000 Objekte, daneben organisiert das Haus jedes Jahr vier temporäre Ausstellungen. So komplex und vielfältig die Aufgaben und die Besucher des Museums im digitalen Zeitalter sind, so wichtig ist es, besondere Orte zum Sitzen, Entspannen und Verweilen anzubieten. Solche Orte sollten im Jubiläumsjahr 2019 geschaffen werden. „Das Haus der Geschichte wollte nicht nur ein paar zusätzliche Sitzgelegenheiten, sondern einen ganz besonderen, dritten Ort im Museum schaffen“, berichtet Innenarchitekt Andreas Franke. Er und sein Kollege Vos haben das alte Informationszentrum fast schon in eine „dritte Dimension“ verwandelt; eine offene Lounge, in der die Besucher die große Informationsvielfalt des Museums neu erleben und verarbeiten können. Es gibt Bereiche zum Arbeiten, Lesen, gemütlich Sitzen und Chillen. Im „Zeitzeugen-Bereich“ machen drei futuristische „Sonic-Chairs“ über Tablets die Vergangenheit in Form von Zeitzeugenberichten zugänglich.

Schicke Versuchung

„Die größte Herausforderung bestand darin, die neue Lounge so zu gestalten, dass sie sich nahtlos in die vorhandene Architektur der 90er-Jahre einfügt und trotzdem einen neuen, zukunftsweisenden Akzent im Haus der Geschichte setzt“, sagt Franke. Die Entwürfe von aatvos, die Vergangenheit und Zukunft, Analoges und Digitales, ältere und junge Besucher verbinden, hat die Tischlerei Pohlmann mit einem großen Team in Präzisionsarbeit umgesetzt. Das runde Fenster neben dem Eingang wurde formal aufgenommen und findet sich in den riesigen, eigens gefertigten Sondermöbeln mit sprechenden Namen wieder: Kokon, Bath, Pool, Display und Infotheke. Halbhohe „Rider“ bieten Stauraum für Bücher und gliedern gleichzeitig den 480 m2 großen Raum. Ockergelbe Oberflächen dominieren die Gestaltung und werden von unterschiedlichen Texturen begleitet. Drei Monate lang waren zwölf Tischlereimitarbeiter mit dem Zuschneiden, Lackieren und Montieren beschäftigt. „Das Besondere an dem Auftrag war, dass die Werkstücke so groß sind und im zweiten Stockwerk montiert werden mussten“, erzählt Udo Pohlmann. Riesige Schrank und Regalflächen und die runden Elemente haben seine Mitarbeiter makellos lackiert mit ADLER Pigmopur im Farbton Ockergelb, um die Vorstellungen der beiden Innenarchitekten Realität werden zu lassen. Grauer Stoff, braunes Leder und Eichenfurnier ergänzen die frischen, farbigen Oberflächen. Wer nach dem Besuch der Dauerausstellung – begeistert vom Retro-Chic der 50er- und 60er-Jahre – in Versuchung gekommen ist, alten Zeiten nachzutrauern, der wird hier ganz schnell davon geheilt und kommt höchstens noch in Versuchung, in sehr naher Zukunft sein Wohnzimmer von der Tischlerei Pohlmann neu einrichten zu lassen.

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