© L3P Architekten
Holzbau und Fassaden

Zwei Häuser unter einem Dach

Moderner Wohnkomfort in historischer Bausubstanz; zeitgemäße Architektur im mittelalterlichen Ortsbild; authentische Fachwerkarchitektur mit modernen Gestaltungsakzenten: Für den einen mag das nach unauflöslichen Widersprüchen klingen – für die Architekten von L3P im schweizerischen Regensberg war es eine reizvolle Herausforderung. Sie verwandelten das mittelalterliche Haus Lendenmann in ein Gebäude mit zwei Gesichtern: Alt und neu, historisch und modern vereint unter einem Dach.

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Wer durch die Hauptstraße des Schweizer Städtchens Regensberg flaniert, fühlt sich unversehens in eine andere Zeit versetzt: Eine halbe Autostunde vom geschäftigen Treiben in Zürich entfernt, schlendert man gemächlich über das Kopfsteinpflaster der idyllischen Hauptstraße, die gesäumt ist von Fachwerkfassaden und kleinen Vorgärten, unter Erkern und Schindeldächern vorbei, stets die mittelalterliche Burg vor Augen, die auf dem „Gipfel“ des kleinen Hügels thront – eine grandiose Aussicht auf das Zürcher Unterland inklusive.

Nord und Süd

So idyllisch das mittelalterliche Städtchen Regensberg für den Besucher anmutet, so charakterstark die historischen Gebäude auch sind – mit den Ansprüchen an modernen Komfort und zeitgemäßes Wohngefühl sind sie nicht leicht zu vereinbaren. Das galt auch für das Haus Lendenmann, einen zweistöckigen Fachwerkbau am steilen Südhang von Regensberg. Die Bausubstanz des Gebäudes war so schlecht, dass eine Sanierung unmöglich war, ein Abriss und Neubau kam aufgrund des Ortsbildschutzes nicht in Frage. Wie so oft lag die Lösung für dieses Dilemma ganz nah, nämlich im Planungsbüro des Regensberger Architekturbüros L3P. Die Architekten entschlossen sich, das Beste von Alt und Neu zu einem einzigartigen Teil-Neubau zu verbinden und schufen damit zwei Häuser unter einem Dach: Von Norden, auf der dem Ortskern zugewandten Seite, präsentiert sich Haus Lendenmann nach wie vor – oder besser gesagt: mehr denn je als schmuckes, mittelalterliches Wohnhaus. Die filigrane Fachwerkfassade wurde ebenso sorgfältig renoviert wie die historischen Sprossenfenster und das Schindeldach. Nach Süden hin zeigt das Haus dagegen sein modernes Gesicht: Eine Holzfassade in edlem silbergrauen Look mit großzügigen Fensterflächen, die den Blick weit über die Landschaft öffnen.

Innen und außen

Auch im Innenausbau suchten die Architekten von L3P gar nicht erst krampfhaft nach einem Kompromiss zwischen Alt und Neu, sondern setzten auf markante Kontraste. Das rohe Mauerwerk des historischen Gewölbekellers, der behutsam saniert wurde, trifft auf weiß gestrichene Wände, Holzverkleidungen auf rohen Sichtbeton – ein facettenreiches Spiel purer Materialien und klarer Formen. Der raffinierte Einsatz von Licht und Schatten verbindet diese Gegensätze zu einer Einheit. Hauptverantwortlich dafür ist wiederum die Außenfassade: Aus der halbtransparenten Fichtenverschalung wurden – eine Hommage an die traditionelle Architektur der Region – Ornamente ausgefräst. Besonders durch den auf der Innenseite vollverglasten Giebel dringt das Sonnenlicht so in variierenden Formen in den Wohnraum. „Wir haben versucht, auch im Neubau Elemente einzubinden, die dem historischen Vorbild entsprechen“, erzählt Architekt Frank Schäfer. Das gilt auch für den auskragenden Erker oder den Kamin, den L3P-Architekten als Oberlicht neu interpretierten, um so die Dachgeschoßwohnung mit zusätzlichem Tageslicht auszustatten. Für die Beschichtung der Fichtenfassade griffen die Architekten zur bewährten Vorvergrauungslasur Pullex Silverwood von ADLER. Sie verleiht der Fichtenverschalung einen eleganten Grauton und bewahrt sie gleichzeitig vor einer ungleichmäßigen Abwitterung. Durch den wirksamen UV- und Wetterschutz von Pullex Silverwood ist die Fassade auch auf ihrer exponierten Südseite dauerhaft geschützt.

Historisch und modern

Denkmal- und Ortsbildschutz gelten vielen Architekten in erster Linie als Einschränkung ihrer planerischen Freiheit. Das Team von L3P Architekten zeigte bei der Sanierung von Haus Lendenmann: Die Schutzvorgaben können auch fruchtbarer Nährboden für kreative Gestaltung sein. Die Planer verbanden die Gegensätze von traditioneller und moderner, historischer und zeitgemäßer Architektur zu einer einzigartigen Gestaltung, die ganz zurecht mit mehreren Awards – u.a. dem Best Architects 18 Award und dem Iconic Awards 2016 – ausgezeichnet wurde. Doch mehr noch als diese Auszeichnungen wiegt wohl die Zufriedenheit der neuen Bewohner von Haus Lendenmann – und das Bewusstsein, das Ortsbild des historischen Kleinstädtchens Regensberg mit einem einzigartigen architektonischen Akzent bereichert zu haben.

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