Zwei unter einem Dach

Dass öffentliche Bauten unterschiedlichsten Anforderungen gerecht werden müssen, ist keine Seltenheit. Bei diesem Projekt in der niederösterreichischen Gemeinde Kirchberg am Wagram lag die Latte aber besonders hoch: Unter dem Dach des Neubaus, der die alte Schulturnhalle ersetzte, sollten sowohl Sport- und Aufenthaltsräume für die Neue Mittelschule als auch Proberäume für den örtlichen Musikverein Platz finden. Erschwert wurde die Aufgabenstellung noch durch den geringen Spielraum bei der Gebäudegröße: Die Höhe wurde durch die zweigeschossige Schule definiert, der Grundriss durch den im Norden angrenzenden Sportplatz sowie die südlich gelegene Allee mit ihren alten Lindenbäumen. Mit dem Kirchberger Architekten Laurenz Vogel fand die Gemeinde den idealen Partner für dieses komplexe Vorhaben.

Raumwunder

Die Herausforderungen bei der Raumaufteilung löste das Architekten-Team, indem der Turnsaal unter das Bodenniveau abgesenkt und so ein zusätzliches Stockwerk gewonnen wurde. Eine Glasfront bringt viel Tageslicht ins Innere – nicht nur für die Kinder im Turnunterricht, sondern auch für die Räume der Nachmittagsbetreuung, die wie eine Zuschauerloge über dem Turnsaal thronen. Die vielfältigen Blickachsen erlauben Durch- und Ausblicke auf die grüne Umgebung und eine lebendige Kommunikation unter den tobenden, spielenden und lernenden Kindern, die durch ein Treppenhaus direkt von ihrer Schule in den Neubau gelangen. Die Musiker betreten das Gebäude dagegen an der gegenüberliegenden Stirnseite und gelangen von dort in den großzügigen Probesaal, der ausreichend Platz für die 60 Mitglieder des Musikvereins und ihre Instrumente bietet. Von der Galerie aus kann man den Proben zuhören, der angrenzende Aufenthaltsbereich wird durch ein Atrium mit Tageslicht versorgt.

Shades of Grey

Spektakulär ist die Außenansicht des Neubaus, dessen Geradlinigkeit in einem spannenden Kontrast zur diagonalen Struktur der vorgehängten Holzfassade steht. Die wechselnde Anordnung und die variierenden Zwischenräume der Lärchenholzlatten setzen die Fassade gleichsam in Bewegung: Obwohl das Holz einheitlich im selben dunkelgrauen Farbton beschichtet ist, zeigt sich je nach Blickwinkel und Lichteinfall ein stets wechselnde Optik in verschiedenen Grautönen. Die Vielgestaltigkeit der Fassade verweist auf die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten im Inneren, und sie scheint zu sagen: Hier ist alles in Bewegung – in der Musik ebenso wie in der Entwicklung der Schulkinder. Zugleich erweist sich die raffinierte Gestaltung auch als höchst funktional: Durch die Beschichtung mit der Vorvergrauungslasur Lignovit Platin von ADLER bewahrt das Lärchenholz dauerhaft eine gleichmäßige Optik – auch dank der perfekten Ausführung durch den Beschichter Mareiner Holz und den Holzbauer Lieb Bau. Während manche Fenster frei liegen, sorgt bei anderen die vorgehängte Fassade für dezenten Sichtschutz und Beschattung an heißen Sommertagen.

Gestaltungs-Klaviatur

Die Innenwände des Musikprobesaal greifen die diagonale Struktur der Fassade auf und gewährleisten zugleich, gemeinsam mit der Kassettendecke, eine hervorragende Akustik. Auch in allen anderen Bereichen sorgt Holz für eine freundliche Atmosphäre: Von den Fußböden und Fenstern aus Esche bis zu den von der Tischlerei Stadler angebrachten Wand- und Deckenelementen aus Weißtanne. Beschichtungen von ADLER garantieren dauerhaften Schutz für diese natürliche Schönheit: Die Innentüren aus Esche wurden von PSP Holz mit Aduro Vento lackiert, die Wände und Decke sind dank der Exzellent-Oberfläche der HASSLACHER Gruppe vor Riss- und Fugenbildung geschützt, und die umweltfreundliche Innenlasur Lignovit Interior UV 100 bewahrt die helle Weißtanne vor Vergilbung. Ein stimmiges Materialkonzept und perfekte Ausführung, hohe Funktionalität und aufregende Ästhetik: Mit dem Projekt in Kirchberg am Wagram bespielen Laurenz Vogel Architekten virtuos die Gestaltungs-Klaviatur und zeigen die vielfältigen Möglichkeiten des modernen Holzbaus.