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Fenster & Türen

Adlerhorst am schiefen Turm

Fotografie: Eren Karaman, Sportstätten Oberstdorf
Fotografie: Eren Karaman, Sportstätten Oberstdorf
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Fotografie: Eren Karaman, Sportstätten Oberstdorf
Fotografie: Eren Karaman, Sportstätten Oberstdorf

Sprung in neue Zeiten

Heini Klopfer, Namenspatron der Skiflugschanze Oberstdorf, war nicht nur Pionier des Sprungsports, sondern auch des Schanzenbaus. Über 250 Schanzen hat er als Architekt geplant – unter ihnen auch die einzige Skiflugschanze Deutschlands. 1950 weihte er den Neubau selbst mit einem Sprung auf 90 Meter ein, wenige Wochen später ging vor 100.000 Zusehern der erste Wettkampf über den Schanzentisch. 1973 wurde der aus Holz errichtete Bau durch eine neue Spannleichtbeton-Anlage ersetzt. Im Vorfeld der Skiflug-WM 2018 wurde die Sportanlage mit dem charakteristischen, freistehenden Anlaufturm einer Generalüberholung unterzogen. In die Fußstapfen des Schanzenerbauers Klopfer trat das Allgäuer Architekturbüro Renn, das bereits über Erfahrung im Schanzenbau verfügte: So trägt etwa das Sprungstadion der Olympischen Winterspiele in Sotschi die Handschrift von Hans-Martin Renn. „Es war dennoch ein Traum, einmal eine Skiflugschanze planen zu dürfen – noch dazu direkt vor der eigenen Haustüre“, erzählt der Architekt.

Elegante Punktlandung

Ein Kernstück seiner Planung war der „Adlerhorst“ am Schanzenkopf. Das rundum verglaste „Pent­house“ in 72 Metern Höhe bietet einen traumhaften Ausblick über Freibergsee und Nebelhorn. In diesem behaglichen Nest bereiten sich die Skisprung-ADLER auf ihren Sprung vor. Diese Vorstellung griff Hans-Martin Renn in der Gestaltung auf, die in abstrahierter Form an ein Greifvogelnest erinnert. Den Bau der Glas- und Fassadenelemente dieses Adlerhorsts legte er in die bewährten Hände des Allgäuer Unternehmens Bietsch in Ofterschwang. Der Familienbetrieb hat sich auf komplexe Großprojekte spezialisiert – „Wir sind Spezialisten für alles, was anspruchsvoll und herausfordernd ist“, sagt Juniorchef Franz-Josef Bietsch, und das Schanzenprojekt in Oberstdorf sollte ihn diesbezüglich nicht enttäuschen.

Eine Herausforderung bestand etwa darin, den Glasraum in luftiger Höhe mit Unterstützung eines 100-Meter-Autokrans zusammenzubauen – ungünstige Windverhältnisse inklusive. Um diese Montage zu ermöglichen, wurde die knapp 14 Meter lange und acht Meter breite Kabine in fünf großen Elementen vorgefertigt. Diese montierte das Team von Bietsch, in 80 Metern Höhe mit Klettergurten gesichert, in einer Rekordzeit von drei Tagen – beaufsichtigt von Franz-Josef Bietsch selbst, der in einer Wochenendschicht eigens eine spezielle Kranaufhängung konstruiert hatte.

Für den optimalen Schutz des Wind und Wetter ausgesetzten Adlerhorsts setzte Bietsch auf eine Holz-Alu-Konstruktion, die er mit Beschichtungen von ADLER veredelte: Das Fichtenholz wurde zuerst mit Aquawood TIG HighRes imprägniert – diese Grundierung stabilisiert den Holzbestandteil Lignin und sorgt für hohen UV-Schutz. Die Zwischenbeschichtung Aquawood Intermedio ISO wurde schließlich mit der Dickschichtlasur Aquawood Q10 decklackiert, die neben perfektem Schutz auch für eine freundliche, natürliche Optik sorgt.

Höchste Haltungsnoten

Nur zehn Monate nach Beginn der Umbauarbeiten wurde die Schanze im Februar 2017 eingeweiht und erhielt nicht nur von den Skispringern beste Haltungsnoten. Auch die Oberstdorfer sind stolz auf ihr Wahrzeichen: „Zeigefinger Gottes“, „Leuchtturm inmitten der Berge“, „schiefer Turm von Oberstdorf“: Die respektvollen Spitznamen machen deutlich, dass die Heini-Klopfer-Schanze weit mehr ist als nur eine Sportstätte. Sie ist ein architektonisches Denkmal, das einer ganzen Region seinen Stempel aufdrückt.

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